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Angst/ Panik/ Phobie/ PTBS/Angststörung Alter

Angst - Panik - Phobie - PTBS - Angststörung im Alter - Psychoedukation


Angst ist eine natürliche Reaktion zur Gefahrenabwehr. Ein gesundes Angstgefühl sichert unser Überleben, indem es uns vor Bedrohung warnt oder zurückschrecken lässt. Wann ist die Angst pathologisch (krankhaft)?  Wenn sie Aktivitäten stark einschränkt und die Lebensqualität beeinträchtigt.


Angst


Die Angst ist weit verbreitet. In Deutschland leiden jährlich sechs Millionen Menschen unter behandlungsbedürftigen Ängsten. Die Angst geht mit verschiedenen körperlichen Symptomen einher. Dazu können Herzklopfen, starke Unruhe, beschleunigter Puls, Schweißausbrüche, Zittern, Atembeschwerden und Schwindel gehören. Andere Beschwerden sind Brustschmerzen, Erbrechen, Durchfall, Beklemmungsgefühle oder gar Bewusstseinsstörungen. Betroffene können das Gefühl haben, neben sich zu stehen oder gar den Verstand zu verlieren. Allgemeine Ängste gehen oftmals mit Schmerzen einher. Eine Angststörung ist die häufigste psychische Erkrankung, etwa 5-15 Prozent leiden mindestens einmal im Leben daran, Frauen sind häufiger betroffen als Männer.


Philosphischer Begriff "German Angst" im Germanismus - kleiner geschichtlicher Exkurs


Der Begriff "German Angst", der sich ähnlich wie Weltschmerz in der englischen Sprache eingebürgert hat, bezeichnet etweder eine generalistierte Angststörung als unbegründete diffuse Furcht oder ein nur ostentativ vorgetrages "Leiden an der Welt". Das auf die etymologische Wurzel "typisch deutsch" basierend, wurde  1844 von Søren Kierkegaard in die philosphische Diskussion eingeführt und auf den deutschen (und niederländischen Sprachraum) beschränkt.


Ängstlichkeit ist zum Teil Veranlagung oder sie wird durch Lebenserfahrung geprägt, insbesondere in der frühen Kindheit. Nun hat das Deutsche Volk zwei Weltkriege überstanden, also sind die Folgen in einer gesamten Nation spürbar, da Ängste durch Kinder von ihren Eltern erlernt/kopiert werden (Modell-Lernen) können.

Treten Ängste ohne konkreten Anlass auf, werden sie zum ständigen Begleiter oder zum alles überschattenden Gefühl, schränken sie die Lebensqualität stark ein. In dem Fall hat die Angst einen eigenständigen Krankheitswert.


Generalisierte Angststörung F 41.1 (ICD 10)


Die Generalisierte Angststörung kennzeichnet sich dadurch aus, dass man die Angst nicht bestimmen kann. Es handelt sich hierbei um eine frei flottierende Angst, das heißt eine Spirale aus Sorgen und Ängsten. Kennzeichnend ist hierbei, dass die Betroffenen die meiste Zeit des Tages von Sorgen verfolgt werden, wie z. B. Angst vor Krankheit, Unfällen, die Arbeit nicht bewältigt bekommen usw.



Phobien


Betroffene mit Phobien haben unangemessen starke Angst vor Situationen und Objekten, die im Grunde harmlos sind. Oftmals ist ihnen die unbegründete Angst auch bewusst. Die Begegnung mit dem Reiz (oder nur die Betrachtung des Bildes) löst bei ihnen heftige Angstreaktionen aus. Diese irrationalen Ängste wirken sich auf Gedanken, Gefühle und Verhalten des Betroffenen aus. Phobien haben oft mit geringem Selbstwert zu tun. Wird die Lebensqualität oder die Freiheit eingeschränkt, also erzeugen sie einen hohen Leidensdruck, sollte sie therapeutisch behandelt werden. Isolierte Phobien werden nach ICD-10 F40.2 klassifiziert. Das sind jene Phobien, die von den anderen Angststörungen abgegrenzt werden können und sich auf Objekte oder Situationen beziehen. Viele Betroffene stellen sich ihrer Phobie nicht und es kommt zum sogenannnten Vermeidungsverhalten.


Betroffene leiden in vielen Fällen neben der phobischen Störung an weiteren psychischen Störungen. Die Komorbidität der Betroffenen mit Depressionen liegt bei 60 %. Ein deutlich erhöhtes Risiko besteht ebenso bei Medikamenten-, Drogen- oder Alkoholabhängigkeit.



Generell unterscheidet man zwischen drei Formen der Phobie:


 

Soziale Phobie  F 40.1 (ICD 10)

 

Betroffene fürchten sich davor, im Zentrum der Aufmerksamkeit zu stehen, in peinliche Situationen zu geraten oder zu versagen. Es ist die sogenannte "Angst vor dem kritischen Blick". Ein niedriger Selbstwert und Furcht vor Kritik ist oftmals die Ursache. Beschwerden wie Erröten, Händezittern, Übelkeit oder Drang zum Wasserlassen können auftreten und sich bis zur Panikattacke steigern. Oftmals ziehen sie sich durch die überhöhte Anspannung aus dem Sozialleben zurück.


 

Agoraphobie (Platzangst)  F 40.00 (ohne Panik) oder  F 40.01 (mit Panikstörung) ICD 10

 

Die Betroffenen haben Angst vor der Außenwelt, insbesondere vor unbekannten Orten oder Menschenansammlungen. Sie fürchten sich vor Situationen, in denen sie vermeintlich nicht flüchten können oder die Kontrolle verlieren könnten. Das kann sich bis zur Panikattacke steigern. Die Angst vor der Angst ist oftmals so groß, dass sie nicht vor die Tür gehen.


 

Spezifische (isolierte) Phobie   F 40.2 (ICD 10)

 

Betroffene mit spezifischer Phobie fürchten eine bestimmte Situation oder ein bestimmtes Objekt. Bestimmten Situationen können z. B. sein: Flugangst, Höhenangst, Angst vor engen Räumen (Klaustrophie) oder Aufzügen.


Man unterscheidet hierbei 5 Typen


 

  1. Umwelttypus: Naturphänome, wie Gewitter, Sturm, Wasser oder Höhenangst
  2. Tiertypus (Spinnen, Hunden, Mäusen, Schlangen, Katzen etc.)
  3. Blut-, Spritzen-, Verletzungstypus, z. B. Ohnmachtsanfälle beim Anblick von Blut, Angst vor Nadeln
  4. Anderer Typus (Angst vor Erbrechen)
  5. Situativer Typus (Flugangst, Höhenangst, Angst vor engen Räumen/Klaustrophobie)

 

Zahnarztphobie (Oral- oder Dentalphobie)


Auch die Zahnarztphobie zählt zu den spezifischen Phobien. Betroffene leiden unter so großer Angst, dass sie sich trotz Zahnbeschwerden nicht behandeln lassen. Auslöser ist hierbei meist ein unangenehmes Erlebnis. Die Angst vor Bohrer, Geräuschen, Schmerzen, Angst nicht genügend Luft zu bekommen sowie das Ausgeliefertsein auf dem Behandlungsstuhl nimmt pathologische Ausmaße an. Herzrasen, Schweißausbrüche, Beklemmungen, Zittern oder Luftnot können hiervon körperliche Auswirkungen sein. Hinzu kommt noch die Scham vor dem schlechten Gebiss oder dem unangenehmen Atem. Sozialer Rückzug und Depressionen können folgen.


Panikattacken


Bei Panikattacken tritt Todesangst auf. Man hat das Gefühl zu sterben. In der Regel dauern Panikattacken bis zu einer halben Stunde an. Treten Panikattacken in Komorbidität mit Zwängen auf, können diese auch bis zu vier Stunden anhalten.


Posttraumatische Belastungsstörung (PTBS)   F 43.1 (ICD 10)


Die Posttraumatische Belastungsstörung (PTBS) ist Folge eines Traumas und entsteht infolge eines extrem belastenden oder bedrohlichem Ereignis auf Leib und Leben. Das können Kriegsgefahren, Naturkatastrophen, schwere Unfälle, sexueller Missbrauch, Gewalterfahrungen oder der Tod eines Angehörigen sein. Auch Zeugen solcher Ereignisse können eine PTBS entwickeln. Die PTBS tritt innerhalb eines halben Jahres nach dem traumatischen Ereignis auf.

Typisch hierfür sind sogenannte Flashbacks (schreckliche Erinnerungsfragmente), denen Betroffene wehrlos ausgeliefert sind. Diese Erfahrungen werden typischerweise immer wieder durchlebt. Auslöser für Flashbacks können Geräusche, Gerüche, Worte, die mit der Erinnerung verknüpft sind, sein. Aus Furcht davor ziehen sich die traumatisierten Menschen zurück. Sie leiden unter Schlaf- und Konzentrationsstörungen, sind hochgradig nervös oder reizbar, aber sind gleichzeitig in ihren Gefühlen abgestumpft (emotionale Taubheit).


Akute Belastungsreaktion   F 43.0 (ICD 10)


Eine akute Belastungsreaktion unterscheidet sich von der PTBS nach dem zeitlichen Kriterium. Sie tritt oft meist wenige Minuten nach dem traumatisierenden Ereignis auf und ist durch eine vielfältige, oft wechselnde Symptomatik gekennzeichnet. Desorientierung, Unruhe, Hyperaktivität, die Unfähigkeit, das Erlebte in Worte zu fassen, Erinnerungslücken, Übelkeit, Kopfdruck, Erschöpfung und Müdigkeit können ausgelöst werden. Diese Beschwerden klingen jedoch nach Stunden oder wenigen Tagen wieder ab. Eine Krisenintervention ist in diesem Falle im Rahmen der Erstversorgung angezeigt. Erfahrungen haben gezeigt, dass dauerhafte Störungen entstehen, wenn man das Ereignis ungünstig bewertet. Eine psychologische Begleitung ist daher von Vorteil, um einer PTBS entgegenzuwirken oder gar zu verhindern.


Angststörungen im Alter


Durch besonders beängstigende Erlebnisse (Stürzen, Opfer eines Raubüberfalles oder auch Verlust naher Angehöriger/Freunde im gleichen Alter bis hin zu unverarbeiteten Kriegserlebnissen in Kindheit und früher Jugend) kann es zu anhaltend krankhaften Ängsten in Form einer generalisierten Angststörung kommen. Ein Beispiel ist die sogenannte "Sturzangst", die die Betroffenen daran hindern, aus Angst vor Dunkelheit oder widriger Witterung ihre sozialen Kontakte zu pflegen oder gar im schlimmsten Fall die Wohnung zu verlassen. Auch rückt die Angst vor dem Tod näher. Eine mit der Angst oft einhergehende Rückzugs- und Isolationstendenz kann in der Folge zu zusätzlichen körperlichen Störungen wegen Ernährungs- und Bewegungseinschränkungen führen. Ein Viertel der über 65-Jährigen leidet an psychischen Erkrankungen. Dabei stellen die häufigsten Erkrankungen Depressionen, Angsterkrankungen und Demenz dar, die meistens in Komorbidität zueinander stehen.

Symptome wie sozialer Rückzug, Antriebsminderung, erhöhte Ängstlichkeit oder Vergesslichkeit werden oft als Ergebnisse des natürlichen Altwerdens und nicht als mögliches Warnzeichen für eine psychischen Erkrankung gewertet. Psychische Erkrankungen in der zweiten Lebenshälfte sind jedoch sehr häufig: In Deutschland leiden 25% aller Menschen über 65 Jahren an psychischen Erkrankungen. Das Erkrankungsrisiko steigt bei den häufigsten psychischen Erkrankungen mit dem Alter und Frauen sind daher aufgrund ihrer höheren Lebenserwartung häufiger betroffen als Männer. Da ältere Menschen in aller Regel auch weitere Erkrankungen haben, wie z.B.  Bluthochdruck, Diabetes oder Gelenkdegenerationen, zeichnet sich der ältere kranke Mensch dadurch aus, dass oft mehrere Erkrankung gleichzeitig behandelt werden müssen, da die Symptome miteinander zusammenhängen und sich verstärken können. Das bedeutet, dass die Behandlung psychischer Erkrankungen oft langwieriger ist als bei jungen Menschen. Das Alter macht die Behandlung psychischer Erkrankungen nicht leichter, aber es gibt sehr wirksame Therapien und es ist daher bei älteren Menschen wie bei  jüngeren mit einem Behandlungserfolg zu rechnen. 
Für das gesundheitliche Wohlbefinden psychisch erkrankter Menschen gilt genauso wie für jeden gesunden älteren Menschen: Das vertraute Umfeld und die soziale Einbindung machen sicherer und zufriedener. Wichtig ist, älteren Menschen Sicherheit zu geben, das Gefühl des Gebraucht-Werdens zu vermitteln und auf die speziellen Bedürfnisse einzugehen.





Anbei eine Veröffentlichung im "Blick" (Zeitung) am 22.05.2020, Foto: Ralf Wendland

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