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Zwang - Zwangsstörung - Videos

Engelchen und Teufelchen sitzen auf der Schulter



Zwang- Zwangsstörungen - Videos - Psychoedukation


  • Was sind Zwänge?

    Was sind Zwänge?


    Manche Menschen erledigen Dinge immer in derselben Reihenfolge, andere hüten sich vor Unglückszahlen oder kontrollieren mehrfach, ob z.B. die Haustür verschlossen ist; manche sind besonders ordentlich und sauber, andere durchdenken wichtige Telefonate mehrfach vorher oder nachher. Wieder andere sind extrem eifersüchtig auf den Partner. Der Zwang möchte oftmals einem das Wertvollste nehmen, was man hat.


    Werden jedoch harmlose Angelegenheiten extrem gesteigert, rauben diese Steigerungen dann viel Zeit und sind mit extremen Leidensdruck und körperlichen Beschwerden verbunden oder belasten diese den Umgang mit anderen Menschen und wirken sich auf die Freizeit und Berufstätigkeit aus, spricht man von Zwängen oder zwanghaftem Verhalten. 


    Dabei können Zwangsgedanken ( aufdringliche, aggressive, sexuelle, religiöse) als auch Zwangshandlungen auftreten.

  • Möglicher Inhalt/Formen von Zwängen

    Möglicher Inhalt/Formen von Zwängen können sein:


    Verschmutzung - Reinigungs- und Waschzwang


    Aggression - Kontrollzwang


    Ordnung - Ordnungszwang


    Unglück/Katastrophe  - Zählzwang, Kontrollzwang


    Eifersucht  - Kontrollzwang


    Weitere Formen:

    Zwanghafte Langsamkeit

    Sammelzwang

    Wiederhol- und Zählzwang

    Magische Zahlen, Rituale als Zwang




  • Zwangsgedanken - was sind das?

    Zwangsgedanken - was sind das?


    Zwangsgedanken sind immer wiederkehrende, ins Bewusstsein einschießende Gedanken, Ideen, Bilder oder Impulse.



  • Zwangshandlungen - was sind das?

    Was sind Zwangshandlungen?


    Das sind Handlungen, zu deren Ausführung sich der Betroffene gedrängt fühlt, damit es ihm besser geht, obwohl es meist als sinnlos und übertrieben erachtet wird. Wenn der Betroffene denkt, er hält den inneren Druck nicht mehr aus, werden Zwangshandlungen durchgeführt. Sie dienen quasi zur Beruhigung, das heißt, zur Reduktion der inneren Unruhe, Anspannung, Angst und anderen Gefühlen, die durch die Zwangsgedanken ausgelöst werden. Allerdings ist die Erleichterung hierüber nur von so kurzer Dauer, dass die Handlung wiederholt werden muss und zwar ständig.

  • Starke Gefühle & körperliche Symptome beim Zwang

    Starke Gefühle und Symptome beim Zwang


    Das Gefühl der inneren Anspannung bei einer Zwangserkrankung ist kein Indiz, dass etwas „nicht in Ordnung ist“ oder das die Katastrophe eintritt, die man befürchtet, sondern das Symptom der Zwangsstörung. Zwangsstörungen ist nicht nur ein "Gehirnstolpern", sondern auch eine Gefühlsstörung (Affektstörung).


    Gefühle (Affekte)  hierbei sind: Quälende Angst, Gefahr, Ekel, Unsauberkeit, Wut, Schuldgefühle, Scham, Trauer, Starke innere Unruhe, Ohnmacht, Unsicherheit, Unvollständigkeitsgefühl, Gefühl von Unerledigtem, Auflösungsgefühl, innere Anspannung, schwer differenzierbarer Gefühlsklumpen (Unruhe, Leere usw.).


    Körperliche Symptome können sein:

    Schweißausbrüche, Zittern, Herzrasen, Übelkeit, Appetitlosigkeit, Schlafstörungen, Verspannungen.



  • Komorbidität - Begleiterscheinungen von Zwängen

    Komorbidität - Begleiterscheinungen von Zwängen


    Besonders häufig werden neben den Zwängen noch Depressionen, Angststörungen, Essstörungen, Ticstörungen, Persönlichkeitsstörungen diagnostiziert.

  • Vulnerabilitätsfaktoren - Was weiß man über Zwänge?

    Vulnerabilitätsfaktoren - Was weiß man über Zwänge?


    Zwanghaftes Verhalten beginnt meistens in der Kindheit. Kommen dann noch Stressoren hinzu, kann es zum Ausbruch kommen.


    Zwangserkrankungen beginnen im Schnitt um das 20. Lebensjahr. Bei 85 % sind die Symptome vor dem 35. Lebensjahr voll ausgeprägt.

    Es wird angenommen, dass 1 bis 3 % der Bevölkerung zu irgendeiner Zeit ihres Lebens unter Zwängen leidet.


    Eine Zwangsstörung wird als 5. häufigste psychiatrische Störung gezählt. Es sind gleich viele Männer wie Frauen betroffen.

  • Welche Erklärungsmodelle von Zwängen gibt es?

    Welche Erklärungsmodelle von Zwänge gibt es?


    Lerntheorie

    Wenn man z.B. seit früher Kindheit ehr ein unsicherer Mensch war und an sich gezweifelt hat oder sich nicht gut durchsetzen konnte, kann es sein, dass man bei einer neuen Herausforderung, wie  Pubertät, Berufseinstieg, Heirat etc. plötzlich anfängt, Dinge häufiger zu kontrollieren oder zu reinigen. Habe ich die Wohnungstür abgeschlossen? Habe ich den Herd abgeschaltet? Habe ich keinen Schmutz übersehen? Bin ich sauber? Habe ich meine Arbeit fehlerfrei gemacht? Der Betroffene hofft, keinen Fehler zu machen, nicht abgelehnt oder kritisiert zu werden, wenn man besonders genau, ordentlich und zuverlässig ist.


    Hat man starke Angst vor diffusen Katastrophen (Angst, Krankheit, Unglück im Bezug auf nahe Angehörige) kann es sein, dass man durch Zählzwänge, Wiederholungs-, Berühr- oder Sprechzwänge diese Ängste vorübergehend in den Griff bekommt. So wie man im Alltag dreimal auf Holz klopft, um mit magischer Kraft Unheil abzuwenden, werden bald die ursprünglichen Gründe, warum man diese Handlung angefangen hat, vollkommen unwichtig. Man muss einfach waschen, kontrollieren, ordnen usw. dass man sich besser fühlt. Würde man damit aufhören, würde man sich vielleicht ängstlich, unsicher, hilflos oder einsam sein. Da der Betroffene nicht weiß, wie er mit diesen Gefühlen umgehen soll, werden die Zwänge festegehalten, die aber immer mehr zum Zwang werden (Teufelskreis).

    Aus verhaltenstheoretischer Sicht können Zwänge ein gelerntes und durch Konsequenz verstärktes Verhalten sein, was sich dann im Gehirn manifestiert.


    Jedem Menschen gehen gelegentlich unerwünschte/unsinnige Vorstellungen durch den Kopf, wie "Ich könnte mein Kind umbringen". Menschen ohne Zwangsstörung messen dem jedoch keine Bedeutung bei. Betroffene Zwangserkrankte jedoch bewerten den Gedanken als hochgradig besorgniserregend, reagieren mit Schuld- und Schamgefühlen, überschätzen die Bedeutung und versuchen mit aller Macht diese Gedanken nicht zu denken. Paradoxerweise denken sie dann immer wieder an den  - vergleichbarerweise - "rosa Elefanten". Dadurch wird der rosa Elefant stärker und immer angstauslösender, bis zur nahenden Katastrophe.


    Psychologische Ansätze

    Elterlicher, schulischer und religiöser Erziehungsstil oder frühere/aktuell belastende Lebensereignisse, wie Trennung, Tod, Scheidung, Partnerkonflikte können bei der Entstehung eine gewichtige Rolle spielen.


    Psychoanalytische Ansätze

    Freuds Theorien begreifen Zwänge als Abwehrmaßnahme gegen verbotene Impulse aus dem Unbewussten.



    Neurobiologische Ansätze: 

    Der Botenstoff Serotonin scheint eine Rolle zu spielen. Ferner ist die Impulsübertragung in bestimmten Gehirnarealen übermäßig aktiviert. Vermehrt wird auch über den Botenstoff Noradreanlin diskutiert. Möglich ist auch eine Vererbung von Merkmalen wie Ängstlichkeit und Unsicherheit der Nährboden gelegt. Es scheint, als ob eine bestimmte Vulnerabilität vererbt wird, auf das Erleben bestimmter stressreicher Lebensereignisse mit der Ausbildung von Zwängen reagiert wird.


    Zwangssymptome können auch durch verschiedene neurologische Erkrankungen (Epilepsie, Gehirntumore, Kopfverletzungen) ausgelöst werden. Bei einer Schädigung der Basalganglien können z.B. Tourette-Symptome oder Zwangsstörungen auftreten.


  • Was kann ich als Angehöriger tun?

    Was kann ich als Angehöriger tun?


    Als allererstes steht hier wieder die Aufklärung über die Störung und ihrer alltäglichen Wirkmechanismen im speziellen Fall.


    Sicherheit geben.


    Des Weiteren hilft:

    Verständnis haben, Veränderungen unterstützen, Sicherheit durch das Verbringen schöner, gemeinsamer Zeit schaffen, sich beim Zwang nicht einbinden lassen, auf Zwang den Betroffenen hinweisen, Schuldzuweisungen vermindern, Einsicht fördern,  bei zwangsauslösenden  Reizen/Situationen unterstützen, perfektionistische Ansprüche vermindern, denjenigen aufmuntern und belohnen

  • Behandlungsansätze

    Behandlungsansätze

    Informationen/Aufklärung über das Störungsbild (Psychoedukation)


    An erster Stelle steht die Psychoedukation, das heißt, den Betroffenen über  die aktuelle und ganz persönliche Zwangsproblematik aufklären; den Zwang, das Zwangsverhalten und die Wirkmechanismen, die dahinter stecken, hinreichend zu erläutern.  Wo versteckt sich die Störung im Alltag, wo ist sie offensichtlich, was folgt daraus, welche erfolgreichen Strategien kann man anwenden.


    Intervention (Veränderung)

    Wichtig ist die Analyse des Zwangs, um die Wirkmechanismen aufzudecken. Wird der Zwang systematisch angegangen, die aufrechterhaltenden Symptome erkannt und durch Interventionen (Veränderungen) verändert, kommt es zur Verringerung der Symtomatik. Dabei ist ein Gespräch mit der Familie ununmgänglich, um die Konflikte und den Umgang der Auswirkungen  in der Familie zu bewältigen. Darin liegt auch ein großes Stärkepotential und Synergieeffekt.


    Expositionsbehandlung mit Reaktionsverhinderung

    Bei dieser Methode kommt es zur Konfrontation des Betroffenen mit dem äußert angst-, scham,- schuld-, ekelauslösendem Reiz oder dem inneren Zwangsimpuls, wobei jegliche Folgereaktion möglichst unterbleiben soll. Der Umgang mit dem Zwang wird also erlernbar und ist auszuhalten, noch besser: Er flaut ab. Das heißt  für den Betroffenen, dass das befürchtete Unglück/Katastrophe nicht eintrifft und die innere Spannung sich reduziert.


    Kognitive Interventionen

    Zum Beispiel mit Gedankenstopp, Einsetzen eines hypnotischen Körperankers und Lenkung auf wichtigere Tätigkeiten, Stabilisierung des Selbstwertes und des Selbstbewusstseins oder anderen Strategien kann das Verhalten in der entsprechenden Situation verändert werden.


    Medikamente

    Medikamente führen in etwa 60 % zu einem Rückgang der Symptomatik. Oftmals reichen jedoch diese im Alltag nicht aus und es wird zusätzlich verhaltenstherapeutisch gearbeitet.


    Regression

    In der Regression werden mittels Hypnose die Gefühle, die hinter der Zwangssymptomatik stecken, aufgedeckt und der ursprüngliche Sachverhalt wird neu bewertet.


    Yagertherapie

    siehe Sonderseite Homepage


    Selbsthilfegruppen

    Die Selbsthilfegruppen kann z.B. positiv durch Erfahrungswerte anderer Betroffene als Modellfunktion einwirken. "Wenn er es geschafft hat, kann ich es auch versuchen."






  • Links - wichtige Adressen

     Links


    Deutsche Gesellschaft Zwänge e. V.


    www.zwaenge.de


    Aktuelles/Diagnose/Therapie/ Selbsthilfe/Für Angehörige/Für Experten/Über die DGZ/Aktuelles/Presse




  • Selbstdiagnose

    Fragen zur Selbstdiagnose 

    (nach Rasmussen & Eisen)


    Mit Hilfe drei nachfolgender Fragen können ca. 80 % an Zwangsstörung erkannt werden:


    1. Müssen Sie immer wieder ihre Hände waschen?

    2. Müssen Sie mehrmals alles nachkontrollieren?

    3. Haben Sie Gedanken, die Sie belasten und die Sie nicht los werden?


    Weitere Fragen wären: 

    4. Machen Sie sich oft Gedanken um Ordnung und Symetrie?

    5. Brauchen Sie für Alltagstätigkeiten sehr lange?


    Die Selbstdiagnose ersetzt natürlich keinen Arzt noch Therapeuten.


Zusammenhänge über den Zwang und Zwangserkrankungen - mit Videos


Zwang gehört mit zu den schwersten und hartnäckigsten psychischen Erkrankungen, die das Leben der Betroffenen extrem stark einschränken, so dass sie praktisch kein lebenswertes Leben mehr haben.
Derjenige, der unter einem Zwang leidet, weiß, dass sein Verhalten unlogisch, unsinnig und unnötig ist. Er kann aber nichts dagegen tun. Die Impulse beim Zwang sind so stark, dass sie mit dem Willen nicht kontrolliert werden können. Zwangsdenken und Zwangsverhalten ist so tief im Nervensystem verankert, dass es wie automatisiert abläuft. Dies muss jedoch nicht immer so bleiben. Die Hirnforschung zeigt einen Weg der „Hirnplastizität“ (Neuroplastizität) auf. Verdrahtungen im Gehirn und Nervensystem sind glücklicherweise beeinflussbar durch das Denken, Fühlen und Handeln.
Wenn ein zwangskranker Mensch seinen Zwangsgedanken und Zwangshandlungen, Raum gibt, weil sie ihn temporär beruhigen, werden die damit verbundenen Nervenstrukturen trainiert und der Zwang verstärkt sich. So wie ein Muskel und eine Gedächtnisspur im Gehirn durch Wiederholung verstärkt wird, so werden auch bei Zwängen durch Wiederholung der Zwangsgedanken oder Zwangshandlungen die entsprechenden Schaltkreise im Gehirn verstärkt. Aber: Der Umkehrschluss ergibt jedoch Folgendes: Genauso kann der Zwang aber auch gezielt geschwächt werden. Es hat sich gezeigt, dass Zwangspatienten, die das Konzept der Neuroplastizität kennen und verstanden haben, sehr viel dafür tun können, ihre Zwänge erfolgreich zu vermindern. Von daher steht die Psychoedukation (das Wissen über die Zusammenhänge der Krankheit) - auch bei Angehörigen - an erster Stelle. Hier haben sich besonders spezielle Arbeitsblätter bewährt.

Zwang und seine Behandlung


Die Behandlung eines Zwangs sollte zwei Ebenen beinhalten:

1. das Bearbeiten der Ursachen (tiefenpsychiologische Methoden mittels Hypnose) und

2. die Nutzung der Neuroplastizität durch verhaltenstherapeutische Maßnahmen, um das Zwangsdenken und Zwangsverhalten systematisch weiter auszutrocknen.


Ein Beispiel hierzu: Waschzwang beispielsweise ist nicht selten mit einem unbewussten Gefühl verbunden, schmutzig oder schuldig zu sein. Das Waschen hat in diesem Fall häufig die Funktion einer rituellen Handlung, der sich zu reinigen. In der Therapie kann man die Ursache für Gefühle wie „ich bin schmutzig“, „ich bin schlecht“, „ich bin schuldig“ auffinden und lösen. Dadurch werden die Impulse und Gedanken beim Zwang deutlich vermindert. Aber der Zwang ist damit noch nicht überwunden. Jetzt muss der Zwang systematisch im Verhalten immer weiter eliminiert werden. Das heißt konkret, das Zwangsgefühl muss ohne Handlung ausgehalten werden, bis es sich von selbst abschwächt.


Die ursachenorientierte Therapie öffnet die Tür, sie stößt ein Tor auf zur Möglichkeit, den Zwang zu überwinden. Die alten ausgetretenen Wege im Nervensystem bestehen noch immer und die neuen verschneiten Wege müssen erst noch begangen und ausgetreten werden. Das bedeutet, dass der Zwang nicht überwunden, der Veränderungsprozess nicht abgeschlossen ist, sondern erst begonnen hat. Nach der Lösung der Ursachen des Zwanges besteht die Aufgabe des Patienten darin, quer über den Rasen durch den hohen Schnee den neuen Weg zu betreten.


Der allererste Schritt besteht wirklich darin, dass der Patient erkennt, dass er gerade einen Zwangsgedanken denkt. Dieser Gedanken muss gestoppt werden und es werden schlagkräftige Argumente entgegen gesetzt. Er distanziert sich vom Zwang. Er denkt nun nicht mehr „Der Zwang, das bin ich“, sondern „Der Zwang ist lediglich ein Gedanke meines Gehirns, eine Art Schluckauf des Gehirns“ oder "Der Zwang, ein Teil ist kleines Zwangsmonster". Schlagkräftige Argumente kann man sich durch ein Arbeitsblatt erarbeiten.

Der zweite Schritt besteht darin, dass der Betroffene nicht dem Zwang nachgibt, sondern stattdessen etwas Konstruktives, etwas Anderes tut. Dadurch beginnen sich seine Gedanken und seine starken Gefühle allmählich zu verändern.


Diesen Prozess kann man an folgendem Beispiel verdeutlichen:
Stellen Sie sich vor, in einem verschneiten Park gibt es einen Glühweinstand und eine Toilette. Um zur Toilette zu kommen, geht man ein paar Meter auf dem Weg und biegt dann nach links ab. Weil dieser Weg jeden Tag benutzt wird, ist der Schnee niedergetrampelt und der Weg ist sehr leicht begehbar. Dieser Weg repräsentiert das ungewollte Verhalten in unserem Fall.


 
Stellen wir uns weiter vor, der Glühweinstand wird geschlossen und ein paar Meter weiter rechts öffnet ein anderer Glühweinstand. Wenn die Menschen jetzt wieder zum WC gehen wollen, gehen Sie wieder den gleichen Weg und trampeln damit den bestehenden Pfad weiter aus.


 
Die Behandlung bei Zwangserkrankungen, die die Erkenntnisse zur Neuroplastizität gezielt nutzt, kann man sich wie folgt vorstellen: Wenn ein Besucher des Glühweinstandes jetzt zur Toilette gehen will, geht er quer über den Rasen durch den hohen Schnee. Beim ersten Mal wird er durch einen kniehohen Schnee stapfen und nasse Füße bekommen. Der andere Weg wäre viel einfacher und leichter. Aber je häufiger er diesen Weg geht, desto mehr wird dieser Weg, der das gesunde Verhalten repräsentiert, ausgetreten. Die neuen Bahnen im Gehirn werden gestärkt. Aus einem Trampelpfad wird ein Weg und später eine Straße und dann eine Autobahn. Der andere Weg, der nun nicht mehr oder immer weniger benutzt wird, schneit allmählich zu und im Frühjahr wächst Gras drüber. Wenn ein unter Zwang Leidender verstanden hat, dass er durch sein Denken und Handeln sein Gehirn verändern kann, kann er dies nutzen, um den Zwang zu überwinden.


Wann immer er einen Zwangsimpuls oder einen Zwangsgedanken wahrnimmt, ist der erste Schritt, sich von außen zu betrachten. „Ach, das ist jetzt wieder ein Gedanke (Schluckauf des Gehirns oder das kleine, fiese Zwangsmonster), das bin nicht ich in meiner gesamten Persönlichkeit, sondern nur ein Teil dessen. Damit kann sich der Zwangskranke, der in seinem Denken immer noch zwangskrank ist, entscheiden, den neuen Weg zu betreten, wohlwissend, dass dort am Anfang der Schnee noch hoch liegen wird.

Der Betroffene sollte sich diesen Zusammenhang immer wieder vergegenwärtigen, weil er immer wieder in die Situation kommt, sich entscheiden zu müssen, den alten - leichten - Weg zu gehen, der letztendlich mit Krankheit und Leid verbunden ist, oder sich zu entscheiden, den - neuen - Weg zu gehen, der anfänglich schwerer scheint, zukünftig aber immer mehr mit Leichtigkeit, Freiheit und Gesundheit verbunden ist.

Zwangsdenken und Zwangsverhalten haben sehr häufig einen seelischen Hintergrund, der den Zwang als Gedanken oder Verhaltensimpuls erst auslöst. Durch die Wiederholung wird der Zwang verstärkt und immer tiefer im Gehirn eingeprägt. So kommen in der Behandlung die wesentlich verändernden Kräfte zusammen: Einmal die Aufarbeitung der tiefen Ursachen (tiefenpsychologisch) und zweitens die Veränderungen im realen Denken und Verhalten des Patienten (verhaltenstherapeutisch).

Veränderung und Heilung bei einem Zwang bzw. einer Zwangserkrankung ist ein Prozess, der sich Monate und auch Jahre hinziehen kann. Aber schon nach ein bis drei Monaten ist es viel leichter möglich, die neuen, jetzt ausgetretenen Wege zu gehen, die nicht in den Zwang führen, sondern in Gesundheit, Freiheit und Wohlergehen. Glauben Sie es, es lohnt sich wirklich!




Video Kontrollzwänge verständlich erklärt


Drücke auf das Herzsymbol,

um das Video rund um das Belohnungsprinzip

(positiven Marker = Verstärker) zu sehen



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